Das Dreirad

Anjas erste Liebe galt ihrem Dreirad. Fröhlich sauste sie über Wiesen und Felder und erschreckte dabei den einen oder anderen Maulwurf, überfuhr unerschrocken Ratten und Mäuse und war daher stets ein gerngesehener Gast in der Nachbarschaft. 

Die Schweiz

Nach einem bedauernswerten Unfall, bei dem ihr Dreirad einen Totalschaden erlitt, wurde sie von ihren besorgten Eltern zur Rekonvaleszenz in ein Schweizer Sanatorium geschickt. Hier entdeckte sie ihr musikalisches Talent und erlernte in nur wenigen Wochen das Alphornspielen. Durch ehrgeiziges Üben erlangte sie innerhalb kürzester Zeit eine Perfektion, die es ihr ermöglichte, mit Konzerten -- zunächst in benachbarten Seniorenheimen, später dann in Rumänien, Südgeorgien und Las Vegas -- die sagenhafte Summe von 12 Millionen Schweizer Franken einzuspielen.

Die Karriere

Bei einer Galavorstellung anläßlich der Oscar-Verleihung 1969 lernte sie Val Guest kennen und war von seinem glamourösen Auftreten derart beeindruckt, daß sie kurzerhand beschloß, Schauspielerin zu werden. Ihre nahezu unbegrenzten finanziellen Mittel ermöglichten ihr den Besuch der besten Reit- und Schauspielschulen der Welt sowie zahlreiche Nebenrollen in Klassikern wie Geheimauftrag K oder Au Pair Girls, bei denen sie auch als anonyme Co-Produzentin fungierte.

Neben dem Reiten studierte sie außerdem Tanz, Gesang und vor allem das Schwimmen. Hier sehen wir sie zum Beispiel bei den Dreharbeiten zu dem abendfüllenden Spielfilm Flipper in der Schweinebucht, der aufgrund seiner politischen Brisanz leider nie die Kinos erreichte.
Die Schule

Im Alter von sechs Jahren erlitt ihre Karriere einen empfindlichen Rückschlag. Anstatt sich weiterhin auf interessante Action-Rollen zu konzentrieren, wurde sie von ihren Eltern gezwungen, sich mit dem Lesen und Schreiben der bald so ungeliebten Wörter Schule und Lehrer zu beschäftigen. Als sie viele Jahre später in der Lage war, Worte wie Kinder oder sogar Rabe zu buchstabieren, war sie bei ihren Fans bereits völlig in Vergessenheit geraten. 

1976...

...begab es sich, daß sie in der Eisdiele Bella Italia zufällig von dem damals besonders wegen seiner gewagten asymmetrischen Ponyfrisuren bekannten Hairstylisten Aspetto Spaventoso als Model für eine revolutionäre Haarpflegeserie für Neunjährige entdeckt wurde. Er war es auch, der ihr den Weg zu erneutem Ruhm ebnete und ihr damit die Möglichkeit gab, der verhaßten Mittelmäßigkeit zu entfliehen: Er lehrte sie, sich gekonnt auf den Laufstegen dieser Welt zu präsentieren.

Miss Bikini

Nur ein Jahr später wurde Anja zur Miss Bikini dieses Campingplatzes gekürt. Der Titel wurde ihr allerdings wieder aberkannt, nachdem sich herausgestellt hatte, daß sie bereits Jahre zuvor hüllenlos für eine Werbekampagne der Firma CHARPF, damals einer der führenden madegassischen Hersteller von Elektrogeräten,  posiert hatte.

Die dunklen Jahre

Dieser Misserfolg führte dazu, daß Anja alle sozialen Kontakte abbrach und Trost im Alkohol suchte. Nachdem ihr aufgrund permanenter Zechprellerei alle umliegenden Bars Hausverbot erteilt hatten, wagte sie sich nur noch in Verkleidung aus dem Haus -- hier zum Beispiel als Sultan...
...als Marx Brothers
 
 
 
 


 
 

...oder Brigitte Mira

Die Heilung

Abhilfe schaffte letztendlich eine anonyme Monopoly-Selbsthilfegruppe, die eine völlig neue Therapie entwickelt hatte, mit der es gelang, 80 % der Suchtkranken in 37wöchigen Sitzungen mit je 70 Einheiten Monopoly pro Tag zu heilen. Besonderer Wert wurde hier auf eine familiäre Atmosphäre gelegt, symbolisiert durch festlich geschmückte Weihnachtsbäume an allen Spieltischen.

Der Empfang

Nach ihrer Entlassung aus der Trinkerheilanstalt wurde Anja von ihrer Familie herzlich begrüßt und mit Geschenken überhäuft. Hier sehen wir sie unter anderem mit einer schicken roten Cassetten-Box, drei Zinnlöffeln, einer neuen Nachttischlampe und einer Schallplatte der in jenen Tagen besonders im Wurstener Land sehr beliebten Band Die Tarnkappe der Tiere - eine Formation die vor allem durch ihre radikale Haltung gegenüber der Ausrottung des Coburger Fuchsschafes von sich reden machte.

Der Teenager

Nach und nach reifte Anja zu einer intelligenten, großzügigen jungen Frau heran, was auf diesem Schnappschuß auf den ersten Blick allerdings zunächst kaum zu erkennen ist. Bei genauerer Betrachtung entdeckt man jedoch den handgenähten Sack, den sie hier bescheiden zu verbergen sucht. Tatsächlich nähte sie im Laufe der Jahre unentgeltlich mehr als  3.000 Säcke dieser Art, um sie dann selbstlos mittellosen Weihnachtsmännern zur Verfügung zu stellen.

Politik

Später entwickelte sie ein politisches Bewußtsein, das heutzutage seinesgleichen sucht. So engagierte sie sich zum Beispiel gemeinsam mit ihrer Freundin Roda (ohne Bild) in ehrenamtlichem Einsatz bei den Ermittlungen in der bis heute nicht vollständig aufgeklärten Ringstedter Misthaufen-Affäre, einem unerträglichen Affront gegen ein Gemeindemitglied, dem eines Tages in den frühen Morgenstunden anonym mehrere Kubikmeter Dung per Schubkarre direkt vor die Haustür geliefert wurden.
Einige Monate später, als sie in einem nahegelegenen Frisiersalon ihre Dauerwelle auffrischen ließ, lernte Anja durch einen Zufall Concetto kennen, der erst wenige Stunden zuvor von einem mehr als 10jährigen Tibet-Aufenthalt zurückgekehrt war.
 
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